Rückschau Lesung mit Benjamin Maack

Wir freuen uns sehr dabei gewesen zu sein bei der Veranstaltung von PHILIPPUS Leipzig . @benjamin_maack hat aus seinem Buch „Wenn das noch geht kann es nicht so schlimm sein“ gelesen und ist im Anschluss mit einer Ehrenamtliche ins Gespräch gekommen. Einen kleinen Einblick möchten wir Ihnen mit folgendem Text geben:

 

„Die Veranstaltungskoordinatorin Susanne Schlereth hatte den Abend liebevoll vorbereitet, den Autor und die ca. 25 Zuhörenden wärmend empfangen, die sich trotz wenig einladendem Novemberwetter an diesem Abend auf den Weg in einen gemütlichen Nebenraum der Kirche gemacht hatten und den Abend moderiert. Die Pfarrerin Johanna Stein leitete entspannt, offen und empathisch das zwischen einzelne Leseabschnitte eingebettete Podiumsgespräch zwischen Benjamin Maack, den Anwesenden und mir. Als ehrenamtlich Engagierte beim Leipziger Bündnis gegen Depression e. V. war ich eingeladen, meine Erfahrungen im Umgang mit der Erkrankung und aus meiner Tätigkeit als Peer-Beraterin im Gutshof Stötteritz e. V. ebenfalls einzubringen. Unser Vorstandsmitglied Jonas Gerstenberger hat in der Pause und im Anschluss an die Lesung dankenswerter Weise anhand von Info-Material und darüber hinaus das Leipziger Bündnis gegen Depression vorgestellt, Fragen beantwortet und Anregungen geben können zu verschiedenen Hilfsangeboten, die sowohl der Verein selbst als auch andere Akteure in Leipzig zum Thema Depression bieten.

In der Buchbeschreibung heißt es:

„Vier Jahre zuvor hatte er sich schon einmal eingewiesen, nach einem Nervenzusammenbruch – die Diagnose: Depression. Jetzt ist er wieder hier und berichtet von den letzten Nächten, die er nicht mehr im Ehebett, sondern auf dem Sofa verbringt, schlaflos, nervös, in Panik. Und dem Alltag in der Klinik, wie er mit den Mitpatienten »Alarm für Cobra 11« schaut oder im großen Aufenthaltsraum Delfine im Mondlicht puzzelt. Wie ihm statt Frau und Kindern die Pfleger zum 40. Geburtstag gratulieren und wie er in der Kreativwerkstatt lernt, zu sticken. Er erzählt von Medikamenten, ihren Nebenwirkungen, von Selbstmordgedanken und jenem Abend, an dem auch starke Beruhigungsmittel nicht mehr helfen und er auf »die Geschlossene hinter der Geschlossenen« verlegt wird – ständig schwankend zwischen Hoffnung und tiefer Verzweiflung.“ 

Ich kannte das Buch und so war es für mich ein besonderes Erlebnis, den Autor selbst daraus lesen zu hören. Wie gut konnte ich seine Gedanken, Gefühle und Stimmungen nachvollziehen?! Wie sehr habe ich in Gedanken mitgelitten, aber auch Hoffnung gespürt. Besonders berührt war ich von einer Stelle: er berichtet von der letzten Nacht zu Hause vor einem Klinikaufenthalt und dem innigen Zusammensein mit einem seiner kleinen Söhne. Der Schmerz, die Ohnmacht, die Ungewissheit…und dann brach ihm die Stimme und Tränen stiegen in ihm auf in Erinnerung an diese traurige Erinnerung. So echt, so wahrhaftig, so offen. Gänsehaut!!

Im Gespräch mit ihm und dem Publikum, das auch komischer, fast …heiterer Momente – und das ist absolut in Ordnung - nicht entbehrte und für das Benjamin Maack das passende Klinik-Du vorgeschlagen hatte, kamen wir in Austausch zu den gemeinsamen, aber auch unterschiedlichen Erfahrungen, die wir mit der Erkrankung gemacht haben. Und immer wieder machen…müssen. So waren wir beide schon sieben Mal in stationärer Behandlung. Auch die  Berichte einzelner Besucher zu ihren Erfahrungen haben den Abend so zu einer informativen, verbindenden, stärkenden Erinnerung gemacht: dass wir es schaffen können. Jedes Mal.

5,3 Mio Menschen werden jedes Jahr in Deutschland wegen Depression behandelt. Und trotzdem führt die Erkrankung in der Öffentlichkeit immer noch ein Nischendasein, nicht selten begleitet von Fremd- und Eigenstigmatisierung. Das macht es für die Betroffenen umso schwerer, Depression als Erkrankung und nicht etwa als Charakterschwäche anzunehmen oder die Überzeugung, nicht in der Lage zu sein mit lebensbelastenden Umständen klar zu kommen. Das hält im schlimmsten Fall davon ab, professionelle Hilfe und Unterstützung zu suchen und annehmen zu können.

Ich bin so froh, dass Benjamin Maack dieses Buch veröffentlicht hat. Persönliche und ungeschminkte Schilderungen, wie Depression ein Leben beeinträchtigen kann, schaffen bei Außenstehenden ein Verständnis, dass so wichtig und unterstützend ist auf dem Weg der Stabilisierung, Genesung und Rückkehr in ein zufriedenes Leben.

Und herzlichen Dank an die Phlippuskirche, die dem Thema Zeit, Raum musikalische Untermalung und technischen Support gegeben hat.“

Text von Christine Reuter

Das Leipziger Bündnis gegen Depression e.V. dankt …

… dem Verband der gesetzlichen Krankenkassen und dem Verband der Ersatzkassen im Freistaat Sachsen, sowie …